Hallo, Coco

Wir präsentieren eine UT Kollektion von der Künstlerin Coco Capitán und dem Fotokollektiv Magnum Photos. Wir haben uns über die Inspiration zu ihrer Arbeit unterhalten, sei es Fotografie, Prosa oder Installation.

Was machst du als erstes, wenn du morgens aufwachst?

Ich habe einen dieser Radiowecker. Er ist auf meinen Lieblingssender aus England eingestellt. Also höre ich normalerweise ein bisschen Radio, wenn der Wecker klingelt.

Ohne welche alltäglichen Dinge kannst du nicht leben?

Meine Notizbücher. Ich nehme sie immer mit, damit ich mir Notizen machen kann. Ich habe auch eine Contax T3 35mm Kamera dabei.

Wann machst du dir für gewöhnlich Notizen?

Ich weiß nicht warum, aber ich kann sehr gut in der U-Bahn entspannen und mache mir dort viele Notizen. Als ich damit anfing, hätte ich nie gedacht, dass sie zum Kern meiner Arbeit oder zu einer eigenen Kunst werden. Es war einfach Teil meines Schaffensprozesses. Aber dann schenkte man ihnen mehr Aufmerksamkeit als den eigentlichen Werken. Ich glaube, manchmal erkennen wir nicht, dass der Prozess für andere interessanter ist als das Ergebnis.

Welche Fotograf:innen oder Künstler:innen haben dich inspiriert?

Zuletzt habe ich mir Tina Barneys Fotografien ihrer Familie noch einmal angesehen. Auch Rinus Van de Velde inspiriert mich sehr.

Wo findest du Inspiration für deine Arbeit?

Ich glaube, Inspiration kann von überall kommen. Manchmal reicht es, Menschen zu beobachten oder Gesprächen zu lauschen. Deshalb fahre ich gerne mit der U-Bahn oder spaziere durch den Park.

Welcher Aspekt deiner Kindheit in Spanien ist dir in Erinnerung geblieben?

Ich habe in Cádiz gelebt, einer Küstenstadt. Zur Schule bin ich mit dem Rad gefahren. Die Strände und Sonnenuntergänge sind unvergesslich.

Warum tauchen Matrosenanzüge und japanische Schuluniformen in deinen Werken auf?

Ich bin mir nicht sicher, woher diese Besessenheit kommt, aber ich war schon immer an Uniformen interessiert. Ich glaube, ich war einfach auf der Suche nach einem Symbol dafür, wie wir Seeleute betrachten. In meiner Naïvy-Serie fotografierte ich die Uniformen der US Navy, die lustigerweise den japanischen Schuluniformen sehr ähneln.

Wie war es, mit vier Mitgliedern von Magnum Photos für UT zusammenzuarbeiten?

Mir ist wichtig, dass die Perspektive im Alltag verwurzelt ist. Das ist ein großer Teil meiner Arbeit. Deshalb konzentriere ich mich auch auf Fotografie, die mit dem Alltäglichen in Kontakt kommt. Ich wollte nur das tägliche Leben feiern. Dank des Projekts konnte ich andere Fotografinnen wie Sabiha Çimen und Cristina de Middel kennenlernen.

L057 L053R

Von der Ausstellung L057 L053R , die 2024 im Spiral in Omotesando in Tokio stattfand. Eine Demonstration der Bandbreite von Cocos künstlerischem Schaffen von japanischen Motiven bis hin zu einer Installation einer lebensgroßen Yacht, die aus dem Boden ragt.

Naïvy

Auszüge aus der in Antwort 7 erwähnten Naïvy -Serie, die weltweit ausgestellt wurde. Die Ausstellung zeigte außerdem Gemälde und verzierte Fundstücke.

Was verbirgt sich hinter den Katzen auf jedem der vier T-Shirts?

Mir war wichtig, dass alle diese T-Shirts tragen können. Sie sollten nicht zu jung oder zu erwachsen sein. Jede Person kann sich darin wohlfühlen. Dies ist teilweise der Grund, warum ich Katzen als Thema gewählt habe, da ich eine Verbindung zu etwas herstellen wollte, mit dem sich alle identifizieren können.

Warum trägst du manchmal eine Krawatte?

Traditionell wurden Krawatten von Geschäftsmännern getragen. Ich will ernstgenommen werden und auf derselben Stufe wie die Männer stehen, mit denen ich Geschäfte mache. Es gibt diese Erwartung, dass Kreative entspannt und nicht bereit fürs Geschäft sind, aber Krawatten besitzen diese Ernsthaftigkeit, die ich wirklich genieße. Wenn ich nochmal mit UNIQLO zusammenarbeite, würde ich gerne Krawatten entwerfen.

Was verleiht einer Person deiner Meinung nach Stil?

Ich denke ein Sinn für Authentizität. Nicht unbedingt, das zu tragen, was gerade angesagt ist, sondern, was man wirklich mag. Ich zum Beispiel liebe Normcore und Bürokleidung.

Das Motto dieser Ausgabe ist Sonnige Momente. Welche Situation hat dich zuletzt in gute Laune versetzt?

Letzten Sommer war ich vor Mallorca segeln. Ich bevorzuge klassisches Segeln ohne Motor. Es gibt nichts Besseres, als dicht am Mast zu stehen und Wind und Sonne auf der Haut zu spüren. Vor allem im sonnigen Meer vor Mallorca.

Was hältst du von UNIQLO?

UNIQLO leistet gute Arbeit, Kleidung für den Alltag zu entwerfen. Es ist schwierig, hochwertige Normcore-Kleidung zu finden, die zugänglich ist.

Wir haben gehört, du magst Fechten. Was reizt dich daran?

Ich wollte mehr über mich selbst lernen. Fechten ist eine interessante Sportart, weil du dich verteidigen und gleichzeitig angreifen musst. Ich wollte herausfinden, ob ich eher defensiv bin oder mit allen Mitteln ans Ziel gelangen will. Ich kann sehr ehrgeizig sein und Fechten hilft mir dabei, meinen täglichen Frust zu überwinden.

OOKINI SEISHUN (GOODBYE BLUE SPRING)

Fotoband herausgegeben 2024 von SUPER LABO. Bilder, die während des Aufenthalts bei KYOTOGRAPHIE entstanden. Zeigt den Geist der Jugend durch intime Porträts junger Einheimischer, von Mönchen und Maikos bis hin zu Schulkindern in Uniform, Musiker:innen und Skateboarder:innen.

MAGNUM PHOTOS AS SEEN BY COCO CAPITÁN

©Coco Capitán 2025 ©Jean Gaumy / Magnum Photos
Jean Gaumy
©Coco Capitán 2025 ©Sabiha Çimen / Magnum Photos
Sabiha Çimen
©Coco Capitán 2025 ©Alec Soth / Magnum Photos
Alec Soth
©Coco Capitán 2025 ©Cristina de Middel / Magnum Photos
Cristina de Middel

Neue UT Designs zum Thema Katzen vereinen Coco Capitáns Lyrik mit Fotos, die sie aus dem Archiv von Magnum ausgewählt hat. Die Fotos stammen von Jean Gaumy (Frankreich), Sabiha Çimen (Türkei), Alec Soth (USA) und Cristina de Middel (Spanien). „Es war ein großes Privileg mit Magnum zu arbeiten. Ich besuchte ihr Büro und verbrachte so viel Zeit damit, durch all die Bücher zu gehen. Als würde ich ihre Arbeiten eingehend erforschen. Ich suchte nicht nach einer speziellen Sache.“

Woran erinnerst du dich bei der Entstehung deines Buches OOKINI SEISHUN (GOODBYE BLUE SPRING) am besten?

In der Schule in Kyoto, an der ich Zen studierte, waren alle sehr gastfreundlich. Man lud mich ein, Tage dort zu verbringen und an Meditationsübungen teilzunehmen. Ich konnte den Alltag erleben und lernte viel über die Einfachheit des Lebens und was Zen-Buddhismus eigentlich bedeutet. Ich konnte mich mit einem mir unbekannten Teil meiner selbst verbinden. Wegen meiner Karriere und meines Werdegangs, will ich immer etwas erreichen. Aber sie haben mir gezeigt, dass es nicht immer notwendig ist, sich darauf zu konzentrieren, etwas zu erreichen. Manchmal reicht es, im Jetzt zu sein und sich an den Dingen um mich herum zu erfreuen. Ich verbrachte auch viel Zeit im wunderschönen Steingarten, der vom Zen-Meister gepflegt wird. Ihm beim Gießen der Pflanzen zuzusehen, war sehr friedlich und mein Lieblingsteil dieses Projekts.

Welche sind deine drei Lieblingsfilme?

Zuerst einmal Guten Morgen von Yasujirō Ozu. Ich liebe die Farbgebung und denke auch, dass sie gut zu unserem Projekt passt, weil er so am Alltag interessiert ist. Ich mag einfach die zwei Brüder, die sich so natürlich verhalten. Es ist magisch, wie Ozu es schafft, daraus einen zweistündigen Film zu machen. Ein weiterer Favorit ist Jūzō Itamis Tampopo - Magische Nudeln und Martin Scorseses Taxi Driver mit Robert De Niro in der Hauptrolle.

Hast du eine Botschaft an junge Menschen, die Künstler:innen werden wollen?

Ich schätze, nie aufgeben und dir treu bleiben. Ändere nicht deinen Stil oder pass dich an, nur weil du denkst, etwas wird cool sein oder die Leute werden es lieber mögen. Es fällt leichter, hart an etwas zu arbeiten, das man mag. Wenn es sich wie ein Spiel anfühlt, ist es keine Pflicht. Ich denke, im Grunde genommen geht es darum, ehrlich zu sich selbst zu sein und etwas zu tun, das wirklich Spaß macht.

Coco CapitánKünstlerin & Fotografin

Geboren 1992 in Sevilla, Spanien. 2016 absolviert sie ihr Fotografiestudium an Londons Royal College of Art. Seitdem lebt sie in London und auf Mallorca und bewegt sich zwischen bildender und kommerzieller Kunst. Ihre Arbeiten sind Teil der Sammlung des Maison Européenne de la Photographie in Paris und Huis Marseille in Amsterdam. Als begeisterte Leserin hat sie kürzlich Middlesex von Jeffrey Eugenides gelesen. Derzeit plant sie ein Fotoprojekt über junge Menschen in Tokio.

  • Fotos: Coco Capitán, Yoshio Kato
  • Interview durchgeführt von: Risa Nakazawa

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