Die Nachbarndes Barbican

  • Fotos: Aya Sekine
  • Styling: Naoki Ikeda
  • Haar & Make-up: Victoria Poland
  • Text: Miyuki Sakamoto
  • Koordinierung: Ryoko Uyama
  • Fotos: Aya Sekine
  • Styling: Naoki Ikeda
  • Haar & Make-up: Victoria Poland
  • Text: Miyuki Sakamoto
  • Koordinierung: Ryoko Uyama

Das Barbican ist ein Wohnkomplex im Zentrum Londons, fertiggestellt 1976. Die legendäre brutalistische Architektur gilt als Wahrzeichen der Stadt. Das zwanzig Bauwerke umfassende Gebiet besteht aus ungefähr zweitausend Wohnungen in über 140 verschiedenen Typen, die sich in Größe und Grundriss unterscheiden. Der für den Alltag optimierte Komplex wurde für viele unterschiedliche Lebensstile gebaut und ist auch heute noch ein begehrter Wohnort.

Die geräumigen Grünflächen, die Wasserbereiche mit Fontänen, die Sporteinrichtungen und die Mietergärten sorgen, trotz der vielen Mietparteien, für eine friedliche und einladende Atmosphäre. Diese Orte geben den Bewohner:innen genügend Möglichkeiten, ihre Zeit für sich oder mit anderen zu verbringen. Unter den Läden befinden sich auch Geschäfte und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs wie ein Friseursalon und medizinische Einrichtungen sowie das Lebensmittelgeschäft Geranium.

Die Regale des Ladens sind gefüllt mit dem kulinarischen Einmaleins bis hin zu exklusiver Kost, alles sorgfältig von der Eigentümerin Marianne ausgewählt, die immer für einen Plausch mit den anderen Mieter:innen zu haben ist. Das Geschäft hat seinen Namen von den vielen Geranien, die man auf etlichen Balkonen im Barbican entdecken kann und dem Wohnkomplex so viel Farbe verleihen.

Wir haben einige Bewohner:innen besucht, sie mit der aktuellsten LifeWear ausgestattet und uns mit ihnen über den Ort, den sie zu Hause nennen und wo sie ihre Tage verbringen, unterhalten.

Nachbar 1

Tom Morris

Redakteur / Journalist

1. Toms Wohnung ist voller Souvenirs von seinen Reisen um die Welt. Diesen Wandteppich kaufte er vor ein paar Jahren auf einem Markt in Yangon, der ehemaligen Hauptstadt Myanmars. 2. Tom mag vor allem handgefertigte Kunst, die Stärke ausstrahlt und aus einzigartigen Kompositionen besteht. 3. Teenage Mutant Ninja Turtles Tasse, Toms Lieblingstasse seit er sechs Jahre alt ist. 4. Happi Jacke, die er auf einem Markt in Harajuku, Tokio fand. 5. Tom scherzt darüber, dass die Räume so lichtdurchflutet sind, dass er sich „im Sommer ein Sonnenbad nehmen könnte“.

„Wenn du Hilfe brauchst, ist immer jemand zur Stelle.
So läuft das hier im Barbican.“

Als Tom vor neun Jahren nach einer Wohnung suchte, war er so verzaubert vom Barbican Wohnkomplex, dass er entschied, es sei Zeit für eine Veränderung. Die neue Wohnung hätte nicht unterschiedlicher sein können im Vergleich zu dem viktorianischen Haus in Nord-London, in dem er zuvor lebte, und doch passte er sich den modernen Begebenheiten schneller an als gedacht. „Seitdem fühlen sich die alten Backsteingebäude, in denen ich früher lebte, irgendwie merkwürdig an!“

Tom schrieb einst einen Text für die Bewohner:innen des Barbican, die seit Fertigstellung dort wohnen. Als er nach Leuten suchte, die er interviewen konnte, erfuhren einzelne Nachbar:innen von seiner Geschichte und erzählten ihm, mit wem er sich unterhalten sollte. „Selbst, wenn du in demselben Gebäude lebst, begegnest du nicht jeden Tag denselben Menschen, aber wenn du Hilfe brauchst, ist immer jemand zur Stelle. So läuft das hier im Barbican.“ Die perfekte Form der Nachbarschaft.

1. Toms Wohnung ist voller Souvenirs von seinen Reisen um die Welt. Diesen Wandteppich kaufte er vor ein paar Jahren auf einem Markt in Yangon, der ehemaligen Hauptstadt Myanmars. 2. Tom mag vor allem handgefertigte Kunst, die Stärke ausstrahlt und aus einzigartigen Kompositionen besteht. 3. Teenage Mutant Ninja Turtles Tasse, Toms Lieblingstasse seit er sechs Jahre alt ist. 4. Happi Jacke, die er auf einem Markt in Harajuku, Tokio fand. 5. Tom scherzt darüber, dass die Räume so lichtdurchflutet sind, dass er sich „im Sommer ein Sonnenbad nehmen könnte“.

Nachbarn 2

Molly & Chris Pardoe

Doktorandin / Künstlerin & Musiker

„Das Barbican ist voll und ganz London,
mitten im Zentrum.“

Letztes Jahr zogen Molly und Chris von ihrer alten Nachbarschaft ins Barbican. „Wir wollten in einer völlig neuen Gegend leben, als einfach nur eine Straße weiter zu ziehen.“ Für das Paar war das Barbican die ideale Wahl, doch zum Zeitpunkt des Umzugs begann in London der erste Lockdown. „Die Pandemie ließ die Menschen aus der Stadt in die Vororte und sogar aufs Land ziehen. Wir wollten ins Barbican, weil wir aus nächster Nähe erleben wollten wie London diese schweren Zeiten übersteht und sich wieder erholt.“

Als Künstler könnten Molly und Chris nicht glücklicher mit der Lage der neuen Wohnung sein. „Die Barbican Konzerthalle, in der Chris schon aufgetreten ist, befindet sich hier im Komplex. Viele meiner Lieblingsgalerien liegen in unmittelbarer Nähe“, so Molly. Das Nachtleben in West End ist nur einen Katzensprung entfernt und auch die angesagten Shops in East London sind sehr nah. Die beiden könnten sich nirgends wohler fühlen als im Barbican.

Molly und Chris in ihrer geschmackvoll eingerichteten Wohnung. Das große Ölgemälde auf der linken Seite stammt von Molly. Der Couchtisch ist voller Farbmuster und Bücher über Essen, passend zu ihrem Gourmet-Lifestyle.

So gut es auch zur Einrichtung passt, das Piano von Chris wurde erst kürzlich von einem Nachbarn erworben.

Nachbarin 3

Mariam Bergloff

Komponistin

1.2. Mariams Wohnzimmer ist ein regelrechtes Museum für Design mit berühmten Gegenständen wie dem Kartell Bookworm Regal, einer George Nelson Wanduhr, einem Steiner Paris Sofa und Stoffen von Heals, die wie ein Wandteppich angebracht sind. 3. Die Treppengeländer aus Stahl lassen den Raum weit und offen wirken. Die Treppen verbinden den Arbeitsbereich in der oberen Etage mit dem Wohnbereich darunter und verleihen der Wohnung dank des Holzes eine warme Atmosphäre.

„Dieser Ort ist mein urbanes Heiligtum.”

Mariam ist ein großer Fan der Designs aus den 50ern bis 70ern. „Seit Jahren habe ich davon geträumt, wie es wohl sein mag, im Barbican zu leben. Die von den Hochhäusern erzeugte Illusion, das Gleichgewicht zwischen anorganischem Beton und sattem Grün, die labyrinthartigen Wege, die die einzelnen Strukturen miteinander verbinden. Und als wäre das nicht genug, eine Kunsthalle gleich um die Ecke macht diesen Ort unschlagbar.“ Vor einem Jahr verwirklichte Miriam ihren Traum und wurde Mieterin. Um ihr neues Leben gebührend zu feiern, ließ sie die Böden und Wände renovieren und richtete ihre Traumwohnung mit Lichtern und Möbeln ein, die ihrem Geschmack entsprachen.

Die Klänge des Barbican sind ihr als Komponistin eine große Inspirationsquelle. „Die Geräusche des Verkehrs oder der Bauarbeiten draußen, die zwitschernden Vögel und die Blätter an den Bäumen, selbst die Geräusche der Menschen, die kommen und gehen, faszinieren mich. Manchmal nehme ich diese Klänge auf.“

Wenn Leute Fragen über das Leben im Wohnkomplex haben, ist die Antwort nur einen Klick entfernt im Forum der Bewohner:innen zu finden. „Dieser Ort ist mein urbanes Heiligtum.“

1.2. Mariams Wohnzimmer ist ein regelrechtes Museum für Design mit berühmten Gegenständen wie dem Kartell Bookworm Regal, einer George Nelson Wanduhr, einem Steiner Paris Sofa und Stoffen von Heals, die wie ein Wandteppich angebracht sind. 3. Die Treppengeländer aus Stahl lassen den Raum weit und offen wirken. Die Treppen verbinden den Arbeitsbereich in der oberen Etage mit dem Wohnbereich darunter und verleihen der Wohnung dank des Holzes eine warme Atmosphäre.

Nachbarn 4

Elizabeth Evans &
Stephen Rothholz

Designerin für Strickmode &
Designer für Accessoires

1. Als Designerin für Strickmode arbeitete Elizabeth mit berühmten englischen Marken wie Paul Smith und Margaret Howell zusammen. 2. Sonnenbrillen und andere Accessoires, die Stephen mitentworfen hat, finden sich in der Dauerausstellung des Victoria & Albert Museums. 3.4.5. Die Inneneinrichtung besticht durch Möbel und Kunstwerke, die dem Schönheitsideal des Paares entsprechen.

„Jede Familie mit ihrer eigenen Geschichte und ihrem eigenen Lebensstil.
Hinauszublicken ist, wie einen Film zu sehen.“

„Als ich damals zur Kunstschule ging, machte ich halt am Barbican, als es noch eine Baustelle war. Ich war zutiefst vom Stil der Gebäude fasziniert, hätte aber niemals gedacht, hier eines Tages zu leben“, erzählt Stephen. Selbst für einen so unvoreingenommenen Designstudenten wie ihn war ein Betonkomplex ein himmelweiter Unterschied zu den üblichen Stadthäusern aus Backstein. Doch nachdem er eine Wohnung von innen sah, änderte sich seine Meinung komplett. „Der helle Raum wird durch einen cleveren Grundriss aufgewertet. Ich konnte nicht glauben, dass ein Ort wie dieser existiert.“

Elizabeth hingegen dachte kurzzeitig darüber nach, die Gegend zu verlassen, als sie vor ungefähr zweieinhalb Jahren von einem anderen Teil des Barbican in diese Wohnung zogen. Dies war die Wohnung ihrer Freunde und die zentrale Lage in der Stadt machte es ihnen schwer, den Ort zu verlassen. „Ich denke, es war die richtige Entscheidung“, sagt sie.

„Jeder einzelne Satz Fenster steht für eine andere Familie, mit ihrer eigenen Geschichte und ihrem eigenen Lebensstil. Wir sind umgeben von Gärten, Spielplätzen und London, das sich in alle Richtungen erstreckt. Hinauszublicken ist, wie einen Film zu sehen. Genau das lieben wir so daran, hier zu wohnen.“

1. Als Designerin für Strickmode arbeitete Elizabeth mit berühmten englischen Marken wie Paul Smith und Margaret Howell zusammen. 2. Sonnenbrillen und andere Accessoires, die Stephen mitentworfen hat, finden sich in der Dauerausstellung des Victoria & Albert Museums. 3.4.5. Die Inneneinrichtung besticht durch Möbel und Kunstwerke, die dem Schönheitsideal des Paares entsprechen.

Nachbarin 5

Diana Olifirova

Kamerafrau

„Dieser Ort ist wirklich besonders. Er inspiriert mich für meine Arbeit und
hat eine wundervolle nachbarschaftliche Atmosphäre.“

"Diana führt ein arbeitsreiches Leben als Kamerafrau. Fasziniert von dem Kontrast zwischen Licht und Schatten, der Kunst, und den Klängen der Menschen aus ihrem Alltag, fand sie im Barbican das perfekte zu Hause. „Die Gebäude hier sind alle dynamisch und dramatisch, und doch unglaublich schlicht. Ich liebe die vielen verschiedenen Facetten dieses Ortes. Sie helfen mir stets, neue Ideen zu entwickeln. Ich lebe hier wirklich sehr gern und bin sehr froh darüber."

Obwohl sie für gewöhnlich ihre Zeit damit verbringt, eigene Filme an ihren Lieblingsplätzen zu drehen, hat sie sich seit kurzem oft zur Freiwilligenarbeit gemeldet. „Im letzten Jahr wurde mir mehr und mehr bewusst, wie wichtig es ist, die Verbindungen zu einem Ort zu pflegen.“ Die Freiwilligenarbeit führte zu fruchtbaren Kontakten mit ihrer Nachbarschaft. „Ich habe die vielen verschiedenen Persönlichkeiten, die man hier finden kann, wiederentdeckt. Sie erinnern mich daran, wie wundervoll diese Gemeinschaft ist und ich bin froh, ein Bestandteil dessen zu sein.“

1. Ein Balkon, der die ganze Front der Wohnung umspannt. Ihre Blumen und Pflanzen sind Dianas Hobbys. 2. Diana ist von futuristischer Einrichtung angetan. Jedes Möbelstück wurde sorgfältig nach dieser Prämisse ausgewählt. Das Tanz-Schild hinter ihr, inmitten ihrer liebsten Gegenstände, ist eine Spezialanfertigung. 3. Ein Schrank, in dem sie Kuriositäten neben ihren vielen Kameras aufbewahrt.

Nachbarn 6

Fausto Morell-Ducos &
Brendan Macdonald

Doctor (Fausto) & Theaterregisseur,
Dramaturg und Theaterkritiker

1. Der Baseball auf dem Bücherregal ist eine Erinnerung an Faustos Jugend, als er Werfen und Fangen mit seinem Vater gespielt hat. In seiner Heimat der Dominikanischen Republik ist Baseball die beliebteste Sportart. 2. Die gefliesten Wände, das Waschbecken und die Armaturen sind alles Originale. 3. Ein Fenster im Flur, das die Räume miteinander verbindet. 4. Licht spielt in diesem Haus die Hauptrolle. Um dessen Potenzial zu maximieren, blieb die Inneneinrichtung so schlicht wie möglich. 5. Der Balkon besitzt eine L-Form und bei schönem Wetter genießen die beiden ihren Tee und ihr Essen draußen.

„Dieser Ort ist wie eine eigene kleine Stadt,
mit all diesen verschiedenen Leben und so viel Geschichte.“

Nimm den Aufzug bis in die 6. Etage und dann noch ein paar Treppen aufwärts. Fausto und Brendan leben in einem der Penthäuser, verfeinert mit halbrunden Fenstern, einer unverkennbaren Eigenschaft des Barbican. Die Wohnung wird von drei Seiten mit Licht durchflutet und sowohl Küche als auch Bad erstrahlen hell, dank hoher Fenster in Deckennähe. Die Pflanzen in der Wohnung, liebevoll von Fausto und dessen grünem Daumen aufgezogen, breiten ihre Blätter aus und saugen das natürliche Licht auf.

Von ihrem Balkon aus können sie direkt ins Herz des Barbican blicken. „Zusätzlich zu den unzähligen Wohnungen, gibt es hier auch Gärten und Tennisplätze für die Anwohner:innen, eine historische Kirche und sogar einen Teil der Mauer Londons als Überbleibsel des Römischen Reiches. Es ist wie eine eigene kleine Stadt.“

Nach fünf Jahren in einer anderen Wohnung im Barbican, fühlten sich die zwei eingeengt und zogen im letzten Jahr ins Penthouse. Auf die Frage, warum sie im Barbican blieben, antworten sie nüchtern, dass es „für uns beide dicht zur Arbeit ist“, aber sicherlich ist diese „kleine Stadt“ für sie auch ein ganz besonderer Ort.

1. Der Baseball auf dem Bücherregal ist eine Erinnerung an Faustos Jugend, als er Werfen und Fangen mit seinem Vater gespielt hat. In seiner Heimat der Dominikanischen Republik ist Baseball die beliebteste Sportart. 2. Die gefliesten Wände, das Waschbecken und die Armaturen sind alles Originale. 3. Ein Fenster im Flur, das die Räume miteinander verbindet. 4. Licht spielt in diesem Haus die Hauptrolle. Um dessen Potenzial zu maximieren, blieb die Inneneinrichtung so schlicht wie möglich. 5. Der Balkon besitzt eine L-Form und bei schönem Wetter genießen die beiden ihren Tee und ihr Essen draußen.

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