
In Sicherheit - ein neues Leben in Japan
Masamba stammt ursprünglich aus der Demokratischen Republik Kongo und arbeitet heute bei UNIQLO GINZA.
DIE MACHT DER
KLEIDUNG
Juni 2024 No.26
Als er verstört durch die Straßen lief, hörte er eine Stimme fragen: „Stimmt etwas nicht?“
In der Demokratischen Republik Kongo, einer ehemaligen belgischen Kolonie, die inzwischen unabhängig geworden ist, herrschen Bürgerkrieg und soziale Unruhen. Viele Menschen fliehen aus dem Land.
Die Situation in seinem Heimatland machte es Masamba unmöglich, weiterhin dort zu leben. Früher war er Lehrer für Geografie und Mathematik. Vor sechzehn Jahren drängte ihn ein Freund im öffentlichen Dienst, nach Japan zu fliehen.
Fotos von Shinsuke Kamioka
Masamba verließ die Demokratische Republik Kongo, wo er geboren wurde, und landete über mehrere Flüge in Japan. Er hatte weder Freunde noch Familie und kannte die Sprache nicht. Er hatte eine Nacht in einem Hotel in Ginza gebucht, wusste aber, dass er eine billigere Unterkunft finden musste, während er den Flüchtlingsstatus beantragte. Dabei hatte er keine Ahnung, wohin er gehen oder wie er das Verfahren einleiten sollte. Es war 2008, er hatte also kein Smartphone.
Am nächsten Morgen checkte er aus dem Hotel aus und schleppte seinen Koffer durch das Ginza-Viertel. Er muss etwas verstört gewirkt haben, denn ein Japaner sprach ihn an und fragte ihn auf Englisch: „Stimmt etwas nicht? Versuchen Sie, etwas zu finden?“
Sein Gesicht war freundlich, also lächelte er und antwortete.
„Ich hoffe, Sie können mir sagen, wo ich mich bei der UNO als Flüchtling registrieren lassen kann“.
„Das kriegen wir schon hin“, sagte der Fremde und brachte ihn in das Büro seiner Firma. Der Mann und seine Mitarbeiter suchten die Kontaktdaten heraus und riefen bei der Behörde an, dann gaben sie ihm die Adresse auf einem Stück Papier.
„Hier müssen Sie hin“, sagten sie. „Ist es für Sie in Ordnung, allein mit der U-Bahn zu fahren?“
„Ich bin erst gestern angekommen. Ich habe keine Ahnung, wie die Dinge hier funktionieren.“
„Haben Sie Geld dabei?“
„Ein wenig.“
„Okay, dann geben Sie diese Adresse einem Taxifahrer, der wird Sie hinbringen.“ Der Mann rief ihm ein Taxi.

Wir sprachen mit Masamba im Mitarbeiterbereich des Stores. Er ist ein geduldiger Zuhörer und sanfter Redner.

Demokratische Republik Kongo (auf der Grundlage von Daten des japanischen Außenministeriums)
Das in der Mitte Afrikas gelegene Land steht global gesehen mit seiner Fläche an elfter Stelle. Das Klima reicht von Gletscherbergen an der Ostgrenze bis zu tropischen Regenwäldern, Hochebenen und ausgedehnten Becken. Die im Kongobecken gelegene Hauptstadt Kinshasa ist eine moderne Stadt mit einer Einwohnerzahl, die mit der von Tokio vergleichbar ist. Die Diktatur ist einem Bürgerkrieg gewichen. Nach Schätzungen des UNHCR sind über sechs Millionen Menschen aus dem Land geflohen.
Geschichte
Bis zum 20. Jahrhundert kolonialer Besitz Belgiens, erlangte die Demokratische Republik Kongo 1960 die Unabhängigkeit. Bald darauf spalteten Attentate und Staatsstreiche die Nation, die nach wie vor von Konflikten zerrissen ist. Der Staat, der 1971 in Republik Zaire umbenannt wurde, erhielt 1997 seinen heutigen Namen, obwohl die politischen Unruhen anhalten.
Wirtschaft
Eines der ärmsten Länder der Welt, aber reich an Bodenschätzen. Laut Mineral Commodity Summaries 2024 steht das Land bei Kobaltvorkommen an erster Stelle, bei Kupfer an vierter Stelle und bei Zinn an achter Stelle.
Kultur
Angesichts der Vielfalt der kulturellen Gruppen und Sprachen, des Eindrucks, den die Jahre unter belgischer Herrschaft hinterlassen haben, und einer Bevölkerung, die zu 80 % christlich ist, kann dieses Land nicht ohne weiteres auf ein einziges Kultursymbol reduziert werden. Das Bildungssystem ist nach wie vor mit Problemen behaftet.
Futon-Kulturschock
In Shibuya angekommen, versuchte Masamba, den Taxifahrer in US-Dollar zu bezahlen, aber der Fahrer sah verärgert aus und sagte: „Die kann ich nicht nehmen.“ Aber das war alles, was er hatte, also brachte ihn der Fahrer zu einer Bank. Als er die Devisenformulare ausfüllte, kam ein anderer Afrikaner auf ihn zu. „Stimmt etwas nicht?“ fragte er. Als Masamba ihm seine Lage erklärte, sagte der andere Afrikaner: „Diese Adresse ist die Zweigstelle der UNO, die Flüchtlingshilfe leistet, dort kann man keinen Flüchtlingsstatus beantragen.“ Nachdem er sich mit dem Taxifahrer geeinigt hatte, ging Masamba mit dem Afrikaner zur nächsten Polizeistation.
Der diensthabende Polizeibeamte gab ihm einige hilfreiche Anweisungen. „Fahren Sie rüber zur JAR (Japan Association for Refugees)“, sagte er, gab ihm eine neue Adresse und rief ein anderes Taxi. Bei der JAR erhielt Masamba Anweisungen, wie man bei der Einwanderungsbehörde den Flüchtlingsstatus beantragen kann. Sie gaben ihm auch eine Karte von Tokio, einige Informationen über das Leben in der Stadt und boten ihm eine Unterkunft für kurze Zeit. Im Wohnheim war er verblüfft, als er feststellte, dass er nicht in einem Zimmer mit einem Bett, sondern auf einem Futon auf dem Tatami-Boden schlafen würde. Er hatte in seinem Leben noch nie einen Futon gesehen. Aber dank der freundlichen Hilfe einiger Menschen war sein zweiter Tag in Japan, ein sehr langer Tag, sicher zu Ende gegangen.
Flucht aus einer vom Krieg zerrütteten Heimat
Ich wurde 1975 in Mbanza-Ngungu geboren, einer Stadt im Westen des Kongo. Etwa 100 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Kinshasa gelegen, beherbergt sie die Kongo-Universität und hat etwa 100.000 Einwohner. Obwohl der Kongo nun von der Kolonialherrschaft befreit ist, brodeln weiterhin interne Konflikte im Land. Es gab Morde und Staatsstreiche, die zu einer großen Anzahl von Toten und einer Flüchtlingswelle führten.
Die ersten Präsidentschafts- und Parlamentswahlen fanden 2006 statt, aber nachdem ich meine Unterstützung für die Oppositionspartei gezeigt hatte, begann ich, um meine eigene Sicherheit zu fürchten. „Du solltest das Land bald verlassen“, sagte mir ein Freund, der in der Regierung arbeitet, „sonst wirst du verhaftet.“
Da die Demokratische Republik Kongo einst eine belgische Kolonie war, ist unsere Amtssprache Französisch. Die europäische Kultur ist mir vertraut. Bevor ich den Kongo verließ, dachte ich daran, die französischen und britischen Konsulate zu besuchen und ein Visum zu beantragen. Leider waren sie mit Leuten wie mir überschwemmt, die ebenfalls ihre Anträge einreichen wollten, und schon um vier Uhr morgens bildeten sich lange Schlangen draußen.
Es gab keine Möglichkeit, herauszufinden, ob oder wann ich ein Visum bekommen könnte. Also bat ich meinen Beamtenfreund um weitere Ratschläge. „Du hast keine Zeit, länger zu warten. Nimm das hier und geh damit schnell zum japanischen Konsulat“, sagte er und überreichte mir einen Beamtenpass, den er für mich angefertigt hatte. Sicherlich konnte ich noch am selben Tag ein Visum für Japan bekommen. Also begann ich mit den Vorbereitungen für meine Reise.
Als Geographie- und Mathematiklehrer sah ich Japan als eine High-Tech-Gesellschaft. Aber ich wusste nicht das Geringste über die japanische Sprache oder Kultur. Viele Flüchtlinge suchen in Europa Schutz, doch ich habe noch nie von jemandem gehört, der nach Japan ging. Aber jetzt, da ich das Visum hatte, wusste ich, dass ich es versuchen musste.
Vom Flüchtlingsstatus zur Anstellung
Hier ist ein Überblick über die Schritte, die notwendig sind, um einen Flüchtlingsstatus in Japan zu erlangen:
1. Antrag auf Zuerkennung des Flüchtlingsstatus
Nach der Einreise in das Land muss man den Flüchtlingsstatus bei der Einwanderungsbehörde beantragen: Formulare einreichen, ein persönliches Gespräch führen, Ergebnisse abwarten.
2. Bei Japan Association for Refugees (JAR) oder Refugee Assistance Headquarters (RHQ) melden
Diese Organisationen stellen Mittel für Lebenshaltungskosten, Wohnraum und Arztkosten zur Verfügung, während Antragsteller noch auf die Anerkennung ihres Flüchtlingsstatus` warten.
3. Benannte Tätigkeiten
Mit einer vorrübergehenden Aufenthaltserlaubnis, die an eine benannte Tätigkeit gekoppelt ist, wartet man auf das Ergebnis des Antrags.
4. Flüchtlingsstatus
Diejenigen, denen der Flüchtlingsstatus gewährt wird, dürfen in Japan arbeiten und leben. RHQ bietet ein Unterstützungsprogramm, das japanischen Sprachunterricht, Lifestyle-Beratung und Unterstützung bei der Arbeitsvermittlung umfasst.
5. Anstellungsverhältnis
Neuankömmlinge verfeinern ihre Sprachkenntnisse und ihr Verständnis der japanischen Arbeitskultur, während sie nach einer Stelle suchen. Gegenwärtig stellen nur wenige Unternehmen proaktiv Personen ein, denen der Flüchtlingsstatus zuerkannt wurde.
Hühner-Sauté kann Türen öffnen
Ich begann, die Dinge zu ordnen. JAR war so freundlich und geduldig, mir mit all den Formularen zu helfen. Als der Papierkram erledigt war, ging ich zur Einwanderungsbehörde, aber die Beantragung des Flüchtlingsstatus war nicht so einfach. Mein Beamtenpass war ein Problem. Mein Freund wusste nämlich, dass ich mit meinem richtigen Namen bei der Ausreise hätte aufgehalten werden können. Stattdessen benutzte er für den Beamtenausweis einen gewöhnlichen, weit verbreiteten Namen. Mein Visum wurde nur deshalb am selben Tag ausgestellt, weil ich mich als Beamter für die Ausreise nach Japan beworben hatte.
In den Augen der japanischen Regierung verstieß es gegen die Vorschriften, einen falschen Namen in seinem Pass zu verwenden, egal aus welchem Grund, was bedeutete, dass ich kein Asyl beantragen konnte. Mein Antrag wurde abgelehnt, und ich erhielt lediglich eine Ausländerregistrierungskarte. Aber das gab mir nicht das Recht, zu arbeiten. Ich musste mir etwas anderes überlegen, wenn ich in Japan bleiben wollte. Bei einem Besuch im RHQ (Refugee Assistance Headquarters) erfuhr ich von Japanischkursen und erhielt jede Menge Unterstützung.
Sie erzählten mir unter anderem von Kalabaw No Kai, einer Organisation, die ausländischen Arbeitern, Einwanderern und Flüchtlingen hilft. Sie boten nicht nur Japanischkurse an, sondern auch Vorträge über die japanische Kultur, die ich fleißig besuchte. Von Kalabaw No Kai habe ich später viel Unterstützung erhalten, wofür ich sehr dankbar bin.
Ich spreche fließend Französisch, aber Englisch ist für mich nicht einfach. Die Organisatoren kommunizierten mit uns auf Englisch. Mit meinen Englischkenntnissen war ich nicht in der Lage, die komplizierte Lage im Kongo zu schildern, über den tragischen Bürgerkrieg zu sprechen oder meine Situation zu erklären.
Einmal veranstaltete das Kalabaw No Kai ein Festival, das die Kommunikation zwischen Einwanderern, Flüchtlingen, den Organisatoren und der Gemeinde fördern sollte. Wir hofften auch, durch den Verkauf selbstgemachter Speisen etwas Geld zu verdienen. Ich war für die Zubereitung eines Hühnerfrikassee nach französischer Art zuständig - ein Gericht, das ich im Kongo geliebt habe. Dann kam dieser japanische Universitätsprofessor, der gerade einen Teller davon aß, zu mir und sagte: „Dieser Geschmack erinnert mich an früher." Es stellte sich heraus, dass er so etwas in Frankreich gegessen hatte. „Können Sie Französisch?“ fragte ich, um ein Gespräch auf Französisch zu beginnen. Dieser Professor wusste, was im Kongo geschah, und verstand, warum ich geflohen war. Er half den anderen in Kalabaw No Kai, meine Situation zu verstehen. Dies führte dazu, dass sich die Gruppe noch stärker dafür einsetzte, dass mir der Flüchtlingsstatus zuerkannt werden sollte. Schließlich besorgten wir uns einen Anwalt und brachten meinen Fall vor Gericht.
Als wir gewonnen hatten und mir der Flüchtlingsstatus zuerkannt wurde, war ich bereits seit sieben Jahren in Japan. Es ist schwer zusammenzufassen, wie diese Jahre sich anfühlten. Ich bin so dankbar, dass ich nun einen festen Job bei UNIQLO GINZA habe und positiv in die Zukunft blicken kann.
Ich habe zwei Söhne. Einer ist vier, der andere ist sieben Monate alt. Kinder großzuziehen ist hart! Da meine Söhne in Japan aufwachsen, haben sie den Kongo und ihre Wurzeln nicht kennen gelernt. Der ältere Junge spricht neben Englisch, Japanisch und Französisch auch Lingala, eine der Sprachen des Kongo. Englisch ist seine stärkste Sprache. Sein Lieblingsanime ist auf Englisch, das sagt schon einiges aus. Meine Frau fühlt sich mit Französisch am wohlsten. Sie kann Englisch gut verstehen, aber es fällt ihr schwer, es zu sprechen.
In Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, ist Lingala die gängige Sprache. Die Menschen im Osten sprechen Swahili. Im Westen ist es Kikongo, und in der Zentralregion Tshilubà. Dies sind die vier Hauptsprachen, aber wenn man die Stämme mitzählt, gibt es 450 kulturelle Gruppen. Lingala ist die Sprache, mit der die meisten unter ihnen sich gut verständigen können.
Da wir keine Lingala-Lehrbücher haben, stellen wir sicher, dass wir jeden Tag mit unseren Kindern auf Lingala sprechen. Man braucht keine Bücher, um Wörter zu lernen und sprechen zu können. Ich möchte, dass meine Kinder Lingala können, denn ich denke, dass der Tag kommen wird, an dem wir in den Kongo zurückkehren.
Eine Sache aus meinem Leben im Kongo, die ich nicht vergessen kann, ist das Wetter. Dort, wo ich herkomme, im Westen des Landes, herrscht ein Savannenklima, das durch das Meer abgekühlt wird. Es ist wie der Herbst in Japan, aber das ganze Jahr über. Als die Portugiesen das Königreich Kongo im fünfzehnten Jahrhundert zum ersten Mal erreichten, kamen sie über den Ozean in den Westen. Der Sklavenhandel kam erst im sechzehnten Jahrhundert auf, und eine Zeit lang waren die Handelsbedingungen relativ ausgeglichen. Aber im sechzehnten Jahrhundert wurden wir von den Europäern besetzt, und damit begann ein dunkles Kapitel der Geschichte.
Ich begann, die Dinge zu ordnen. JAR war so freundlich und geduldig, mir mit all den Formularen zu helfen. Als der Papierkram erledigt war, ging ich zur Einwanderungsbehörde, aber die Beantragung des Flüchtlingsstatus war nicht so einfach. Mein Beamtenpass war ein Problem. Mein Freund wusste nämlich, dass ich mit meinem richtigen Namen bei der Ausreise hätte aufgehalten werden können. Stattdessen benutzte er für den Beamtenausweis einen gewöhnlichen, weit verbreiteten Namen. Mein Visum wurde nur deshalb am selben Tag ausgestellt, weil ich mich als Beamter für die Ausreise nach Japan beworben hatte.
In den Augen der japanischen Regierung verstieß es gegen die Vorschriften, einen falschen Namen in seinem Pass zu verwenden, egal aus welchem Grund, was bedeutete, dass ich kein Asyl beantragen konnte. Mein Antrag wurde abgelehnt, und ich erhielt lediglich eine Ausländerregistrierungskarte. Aber das gab mir nicht das Recht, zu arbeiten. Ich musste mir etwas anderes überlegen, wenn ich in Japan bleiben wollte. Bei einem Besuch im RHQ (Refugee Assistance Headquarters) erfuhr ich von Japanischkursen und erhielt jede Menge Unterstützung.
Sie erzählten mir unter anderem von Kalabaw No Kai, einer Organisation, die ausländischen Arbeitern, Einwanderern und Flüchtlingen hilft. Sie boten nicht nur Japanischkurse an, sondern auch Vorträge über die japanische Kultur, die ich fleißig besuchte. Von Kalabaw No Kai habe ich später viel Unterstützung erhalten, wofür ich sehr dankbar bin.

Ich spreche fließend Französisch, aber Englisch ist für mich nicht einfach. Die Organisatoren kommunizierten mit uns auf Englisch. Mit meinen Englischkenntnissen war ich nicht in der Lage, die komplizierte Lage im Kongo zu schildern, über den tragischen Bürgerkrieg zu sprechen oder meine Situation zu erklären.
Einmal veranstaltete das Kalabaw No Kai ein Festival, das die Kommunikation zwischen Einwanderern, Flüchtlingen, den Organisatoren und der Gemeinde fördern sollte. Wir hofften auch, durch den Verkauf selbstgemachter Speisen etwas Geld zu verdienen. Ich war für die Zubereitung eines Hühnerfrikassee nach französischer Art zuständig - ein Gericht, das ich im Kongo geliebt habe. Dann kam dieser japanische Universitätsprofessor, der gerade einen Teller davon aß, zu mir und sagte: „Dieser Geschmack erinnert mich an früher." Es stellte sich heraus, dass er so etwas in Frankreich gegessen hatte. „Können Sie Französisch?“ fragte ich, um ein Gespräch auf Französisch zu beginnen. Dieser Professor wusste, was im Kongo geschah, und verstand, warum ich geflohen war. Er half den anderen in Kalabaw No Kai, meine Situation zu verstehen. Dies führte dazu, dass sich die Gruppe noch stärker dafür einsetzte, dass mir der Flüchtlingsstatus zuerkannt werden sollte. Schließlich besorgten wir uns einen Anwalt und brachten meinen Fall vor Gericht.
Als wir gewonnen hatten und mir der Flüchtlingsstatus zuerkannt wurde, war ich bereits seit sieben Jahren in Japan. Es ist schwer zusammenzufassen, wie diese Jahre sich anfühlten. Ich bin so dankbar, dass ich nun einen festen Job bei UNIQLO GINZA habe und positiv in die Zukunft blicken kann.
Ich habe zwei Söhne. Einer ist vier, der andere ist sieben Monate alt. Kinder großzuziehen ist hart! Da meine Söhne in Japan aufwachsen, haben sie den Kongo und ihre Wurzeln nicht kennen gelernt. Der ältere Junge spricht neben Englisch, Japanisch und Französisch auch Lingala, eine der Sprachen des Kongo. Englisch ist seine stärkste Sprache. Sein Lieblingsanime ist auf Englisch, das sagt schon einiges aus. Meine Frau fühlt sich mit Französisch am wohlsten. Sie kann Englisch gut verstehen, aber es fällt ihr schwer, es zu sprechen.
In Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, ist Lingala die gängige Sprache. Die Menschen im Osten sprechen Swahili. Im Westen ist es Kikongo, und in der Zentralregion Tshilubà. Dies sind die vier Hauptsprachen, aber wenn man die Stämme mitzählt, gibt es 450 kulturelle Gruppen. Lingala ist die Sprache, mit der die meisten unter ihnen sich gut verständigen können.
Da wir keine Lingala-Lehrbücher haben, stellen wir sicher, dass wir jeden Tag mit unseren Kindern auf Lingala sprechen. Man braucht keine Bücher, um Wörter zu lernen und sprechen zu können. Ich möchte, dass meine Kinder Lingala können, denn ich denke, dass der Tag kommen wird, an dem wir in den Kongo zurückkehren.
Eine Sache aus meinem Leben im Kongo, die ich nicht vergessen kann, ist das Wetter. Dort, wo ich herkomme, im Westen des Landes, herrscht ein Savannenklima, das durch das Meer abgekühlt wird. Es ist wie der Herbst in Japan, aber das ganze Jahr über. Als die Portugiesen das Königreich Kongo im fünfzehnten Jahrhundert zum ersten Mal erreichten, kamen sie über den Ozean in den Westen. Der Sklavenhandel kam erst im sechzehnten Jahrhundert auf, und eine Zeit lang waren die Handelsbedingungen relativ ausgeglichen. Aber im sechzehnten Jahrhundert wurden wir von den Europäern besetzt, und damit begann ein dunkles Kapitel der Geschichte.

Von den Socken bis zur Änderungsschneiderei: Masamba ist in der Herrenabteilung von UNIQLO GINZA für alles zuständig.
Zurück aus dem Fundbüro
Was ich an Japan liebe, ist die Ruhe. Egal, ob man im Bus oder im Zug sitzt, die anderen Fahrgäste reden nicht so viel, sie fahren einfach mit und schweigen. Im Kongo sind die Busse und Züge wie eine Party, die Leute plappern drauflos.
Unglaublich ist auch, dass, wenn man in Japan etwas verliert, die Chance besteht, dass man es zurückbekommt. Einmal habe ich meine Tasche im Zug vergessen. Darin waren mein Telefon und meine Brieftasche. Als ich es bemerkte, benachrichtigte ich das Bahnhofspersonal, das daraufhin eine hektische Suche startete, aber sie konnten die Tasche nicht finden. Später wandte ich mich an das Fundbüro, das mir mitteilte, dass meine Tasche gefunden worden war.
Ich ging also hin, um sie abzuholen, und fand darin mein Telefon und meine Brieftasche. Nichts war gestohlen worden. Ich konnte es wirklich nicht glauben. Ich bin demjenigen, der die Tasche abgegeben hat, sehr dankbar. Wenn das im Kongo passiert wäre, wäre die Tasche mit Sicherheit weg, und wenn sie jemals wieder auftauchen würde, wäre sie leer.
Hilfe für Flüchtlinge, die im Ungewissen leben
Ich arbeite seit 2017 bei UNIQLO GINZA.
Es sind also sieben Jahre vergangen. Im Moment kümmere ich mich um die Herrenbekleidung im achten, neunten und zehnten Stock. Aber ich arbeite auch an der Kasse, helfe den Kunden in der Umkleidekabine, bestücke die Regale und halte den Laden instand. Ein großer Teil des Personals kommt aus dem Ausland. Es ist ein anstrengender Job, aber sehr befriedigend.
Ich konnte meine Frau aus dem Kongo nachholen. Wir hatten zwei Kinder hier in Japan. Ich verdanke dieser Arbeit die Stabilität und den Frieden, den meine Familie jetzt genießt. Es war praktisch ein Zufall, dass ich nach Japan kam, aber ich bin froh, dass ich an einem so friedlichen und ruhigen Ort gelandet bin.
Ich möchte anderen Flüchtlingen mit einer ähnlichen Lebensgeschichte wie der meinen unterstützen. Wenn man im Antragsverfahren feststeckt, ist es wie ein Leben im Ungewissen. Jeder Tag ist ungewiss. Man weiß nicht, was als nächstes passieren wird. Ich möchte diesen Menschen helfen und ihnen ein Stück der Freundlichkeit zurückgeben, die ich erfahren habe. In den ersten Tagen in Japan fühlte ich mich verloren, doch inzwischen habe ich eine Gemeinschaft gefunden. Es gibt noch mehr Afrikaner, Leute aus dem Kongo, die hier leben. Diese Verbindungen sind eine wichtige Quelle der Unterstützung.
Jeden Tag informiere ich mich über die Lage im Kongo. Wenn es ihnen gelingt, eine Demokratie zu errichten und die Lage zu stabilisieren, möchte ich meine Familie nach Hause holen. Ich hoffe, dass dieser Tag eines Tages kommen wird.


UNIQLO COFFEE im zwölften Stock von UNIQLO GINZA und UNIQLO FLOWER im ersten Stock an der Straße.
Wie UNIQLO über das RISE-Programm Flüchtlinge einstellt.
In dem Bemühen, unsere Ressourcen als Modeunternehmen zu nutzen, sammeln wir von UNIQLO gebrauchte Artikel über Recyclingboxen in unseren Geschäften, sortieren aus, was wiederverwendet werden kann, und senden aufgrund der Nachfrage Kleidung an Flüchtlingslager in aller Welt. Bis heute wurden mehr als 54,6 Millionen Artikel in achtzig Länder und Gebiete geschickt (Stand: August 2023).
Das RISE-Programm (Refugee Inclusion Supporting and Empowerment) wurde 2011 ins Leben gerufen. Die Initiative zielt darauf ab, proaktiv Flüchtlinge in UNIQLO-Geschäften einzustellen. Für Vertriebene, die in ihrer neuen Heimat eine stabile Lebensweise finden wollen, sind Beschäftigungsmöglichkeiten von entscheidender Bedeutung.
In Zusammenarbeit mit NPOs führt UNIQLO Auswahlgespräche durch, um die individuellen Fähigkeiten zu ermitteln. Alle neuen Mitarbeitenden erhalten eine Schulung über die Werte von UNIQLO, über gute Beratung der Kundschaft sowie Sprachkurse in Japanisch (oder im Ausland in der Landessprache).
Die Ausbildung enthält auch Leitlinien für das Management, Schulungspersonal und Ladenpersonal, um ein tiefes interkulturelles Verständnis zu fördern.
Stand April 2024, sind sechsundvierzig Mitarbeitende mit Flüchtlingsstatus in dreiunddreißig Geschäften in Japan beschäftigt. Dieser Trend breitet sich auch auf unsere Filialen in den USA und Europa sowie auf die Unternehmen der Fast Retailing Group aus. Alle Mitarbeiter:innen als Teil eines Teams zu verstehen, unabhängig von ihrer Herkunft oder Staatsbürgerschaft, ist ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmenskultur.
Geflüchtete Menschen in der Belegschaft von UNIQLO spiegeln die reale Diversität unserer Gesellschaft wider.
Hilfe für Menschen, die in Japan leben und arbeiten: Hauptquartier für Flüchtlingshilfe (RHQ)
Das RHQ wurde 1979 von der japanischen Regierung als Anlaufstelle für Flüchtlinge aus Indochina (Vietnam, Kambodscha, Laos) gegründet. Im Auftrag der Regierung bietet es verschiedene Formen der Hilfe für Flüchtlinge, Evakuierte und Personen, die den Flüchtlingsstatus beantragen, mit dem Ziel der Neuansiedlung.
Personen, die nach Japan eingereist sind und den Flüchtlingsstatus beantragt haben, aber über keine eigenen finanziellen Mittel verfügen, haben Anspruch auf eine viermonatige finanzielle Unterstützung, um ihre grundlegenden Lebenshaltungskosten zu decken. Dazu gehören Unterbringung, Verpflegung und medizinische Kosten. Der Zeitraum kann in einigen Fällen verlängert werden, wenn Faktoren wie Krankheit oder die Betreuung von Kleinkindern eine Rolle spielen.
Während sie darauf warten, dass ihr Flüchtlingsstatus anerkannt wird, erhalten die meisten Antragsteller ein Visum für „Benannte Aktivitäten", das meist zwei oder drei Monate gilt. Ein mittel- bis langfristiges Visum zu erhalten, das eine Beschäftigung ermöglicht, kann fast ein Jahr Wartezeit in Anspruch nehmen. Ohne das richtige Visum ist es nicht erlaubt, einer Arbeit nachzugehen, was diesen Teil des Antragsverfahrens für die Flüchtlinge am schwierigsten macht.
Für diejenigen, denen der Flüchtlingsstatus zuerkannt wurde, bietet das RHQ ein Unterstützungsprogramm für einen Bildungsaufenthalt an. Die Tageskurse dauern sechs Monate, die Abendkurse ein Jahr und bieten Japanischunterricht und Beratung zum Leben in Japan. Wenn jemand Schwierigkeiten hat, zum Unterricht zu pendeln, kann er in der Nähe der Unterrichtsräume eine Unterkunft finden.
Die Lebensberatung hilft den Menschen, eine Versicherung für ihre Kinder abzuschließen, ihre Kinder auf den Schuleintritt vorzubereiten und die örtlichen Vorschriften für die Mülltrennung einzuhalten. In dieser Zeit wird auch Unterstützung bei der Arbeitsvermittlung angeboten. RHQ appelliert ständig an die örtlichen Unternehmen und Handelskammern, Flüchtlinge einzustellen.
Früher stammten die meisten Flüchtlinge aus Asien, doch in den letzten Jahren kommen immer mehr aus dem Nahen Osten und Afrika. Viele der Flüchtlinge, denen der Flüchtlingsstatus zuerkannt wurde und die am Residency Support Program teilnehmen, verfügen über einen Hochschul- oder Universitätsabschluss und hoffen, in einer Vielzahl von Bereichen arbeiten zu können. Um sie dabei zu unterstützen, ihre Talente mit einer Beschäftigung in Einklang zu bringen, müssen wir eine Gesellschaft schaffen, die Menschen mit unterschiedlichem kulturellem, religiösem und sozialem Hintergrund offener gegenübersteht. Letztendlich geht es darum, dass wir versuchen, einander zu verstehen.
Über 30 % der Mitarbeitenden von UNIQLO GINZA kommen aus dem Ausland. Es gibt viele verschiedene Perspektiven.
Die Stimmung wechselt von Etage zu Etage, sei es im Café im zwölften Stock oder im Blumenladen im ersten Stock. Die Mitarbeiterin Thidar ist aus Myanmar geflohen.

Thidar, die sich um die Damenetage kümmert, erklärt hier einigen interessierten Kunden UTme!

Nur wenige Gehminuten von der Kreuzung Ginza 4-chome bei Ginza 6-chome entfernt, hat UNIQLO GINZA eine bemerkenswert vielfältige Belegschaft. Von den 320 Mitarbeiter:innen kommen 110 aus dem Ausland (Stand: März 2024), und drei wurden über das RISE-Programm eingestellt.
An Wochentagen nachmittags sind alle zwölf Etagen der Ginza-Filiale voll mit Kund:innen aus aller Welt. Ein Spiegelbild des vielfältigen Personals.
Jede Etage ist anders organisiert und dekoriert, aber der gesamte Laden ist in natürliches Licht getaucht, was das Einkaufen zum Vergnügen macht. Im zwölften und obersten Stockwerk befindet sich ein einfaches Café, das aus einer Wand mit bequemen Sofas besteht. Der perfekte Ort, um sich vom Jetlag zu erholen. Ist das Ginza oder New York?
Gute Frage. Wenn man der Kundschaft beim Plaudern zuhört, erkennt man neben vielen anderen Sprachen wahrscheinlich auch Englisch. Die Atmosphäre ist friedlich. Die Leute scheinen sich wie zu Hause zu fühlen und die Mitarbeitenden sind sehr hilfsbereit.
Im fünften Stock gibt es eine UTme!-Station, an der man aus seinen Lieblingsfotos und -illustrationen originelle Prints für T-Shirts und Tragetaschen herstellen kann. Thidar, die den Schalter bedient, wurde über das RISE-Programm eingestellt.
Wenn ein Asylantrag abgelehnt wird
Thidar floh 2007 aus Myanmar nach Japan.
Myanmar wurde im späten neunzehnten Jahrhundert von Großbritannien kolonisiert. Später wurde der Staat im Zweiten Weltkrieg von Japan besetzt. Nach dem Krieg erklärte Myanmar 1948 seine Unabhängigkeit als Union of Burma (die 1989 von der Militärregierung in Union of Myanmar umbenannt wurde).
Myanmar war häufig Schauplatz von Putschen und Konflikten, und die diktatorische Herrschaft dauert bis heute an. Unterdrückung und bewaffnete Konflikte innerhalb Myanmars nahmen 2021 zu, und nach Angaben des UNHCR (United Nations High Commissioner for Refugees) haben mehr als 59.000 Menschen Zuflucht in den Nachbarstaaten und darüber hinaus gesucht, während mehr als 2,4 Millionen Menschen gezwungen waren, innerhalb des Landes umzusiedeln.
Als die Diktatur 2007 zivile Demonstrationen verbot, wandte sich Thidar, die um ihre Sicherheit besorgt war, an ihre Schwester und ihren Schwager, die bereits in Japan lebten, und ließ Myanmar zurück.
Als sie in Japan war, beantragte sie bei der Einwanderungsbehörde den Flüchtlingsstatus, der ihr jedoch verweigert wurde. Sie konnte lediglich ein Visum für „bestimmte Tätigkeiten“ erhalten. Diese vom Justizministerium ausgestellten Visa erlauben bestimmte Arbeiten für einen Zeitraum zwischen drei Monaten und fünf Jahren. Im Fall von Thidar galt es für sechs Monate. Vor Ablauf dieses Zeitraums konnte sie die Einwanderungsbehörde um ein persönliches Gespräch ersuchen. Wenn ihre Situation als außergewöhnlich eingestuft wurde, konnte sie eine Verlängerung erhalten.
Thidar konnte ihr sechsmonatiges Visum mehrmals verlängern. Später wurde es in Schritten von einem Jahr verlängert. Nachdem sie sechs Jahre in Japan gelebt hatte, wurde ihr schließlich der Flüchtlingsstatus zuerkannt.
In der Zwischenzeit hatte sie in einem Hamburgerladen und in einem Yakitori-Restaurant gearbeitet. Da sie anfangs kein Japanisch lesen konnte, war es schwierig, die Speisekarte zu lernen und Bestellungen aufzunehmen, ohne Fehler zu machen. Der Umgang mit den Kund:innen zeigte ihr, dass sie die Sprache gut beherrschen musste, um in Japan leben und arbeiten zu können. Ein Freund wies sie auf die Sozialstiftung Support21 hin, die sich darauf spezialisiert hat, Flüchtlingen zu helfen, unabhängig zu werden. Dort werden auch Japanischkurse angeboten, die sie zu besuchen begann. Einen Großteil ihrer Freizeit widmete sie dem Studium der Sprache.

Morgenbesprechung im zwölften Stock von UNIQLO GINZA. Dies war ein besonderer Vormittag, denn es wurde das zehnjährige Dienstjubiläum eines Mitarbeiters gefeiert.
Der Japanisch-Unterricht von UNIQLO wird empfohlen
Während sie darum kämpfte, ihren Weg zu finden, erfuhr Thidar, dass ihre Mutter in Myanmar krank geworden war. Da sie das Geld für die Arztkosten nach Hause schicken musste, war es eine Zeit lang finanziell sehr eng. In dieser Zeit sehnte sie sich nach einer stabileren Einkommensquelle und einem ruhigeren Leben.
Eines Tages fragte ihre Japanischlehrerin sie: „Thidar, kannst du dir vorstellen, bei UNIQLO zu arbeiten?“ Sie mochte Mode und war an der Arbeit interessiert. Thidar nahm diese Empfehlung als ein beruhigendes Zeichen dafür, dass sich ihre Japanischkenntnisse verbesserten. Support21 unterstützte sie beim Schreiben von Lebensläufen und half ihr, die Bewerbungsunterlagen auszufüllen.
Nachdem sie im Rahmen des RISE-Programms ausgewählt worden war, führte Thidar ein Gespräch mit einem Lehrer, der ihre Japanischkenntnisse für ausreichend hielt. Bald darauf begann sie zu arbeiten und besuchte nebenbei spezielle Sprachkurse unseres RISE-Programms. Thidar sagt, sie erinnere sich noch an die Mischung aus Erleichterung und Angst, die sie empfand.
UNIQLO rief 2011 Unterstützungsprogramme für Flüchtlinge ins Leben. Das Unternehmen, seine Geschäfte und seine Mitarbeiter:innen haben im Laufe der Zeit eine Fülle von Erfahrungen gesammelt und voneinander gelernt. Unsere Philosophie: In dem Bewusstsein, dass jeder Mensch andere Erfahrungen macht, kann man mit Flüchtlingen auf die gleiche Art kommunizieren wie mit dem übrigen Personal, ohne sie zu sehr zu bevorzugen, damit sie sich an die Gegebenheiten ihres Arbeitsplatzes gewöhnen.
Seit über zwanzig Jahren stellt UNIQLO auch proaktiv Menschen mit Behinderungen ein. Dieses Programm verkörpert eine sehr ähnliche Philosophie. Die Förderung des Verständnisses und der Zusammenarbeit stärkt letztendlich das Team einer Filiale, verbessert die Kommunikation und damit die Qualität des Einkaufserlebnisses - eine Strategie, die sich im gesamten Unternehmen durchgesetzt hat.
Staatsbürgerschaft und Unternehmertum
Thidar wurde UNIQLO GINZA zur Seite gestellt.
Als sie den Bereich betrat, der nur den Mitarbeitenden vorbehalten war, stellte sie fest, dass die Beschilderung sowohl in Hiragana (* Japanische Silbenschrift, Anmerkung der Redaktion) als auch in Englisch verfasst war, so dass die, die noch Japanisch lernten, sie leicht lesen konnten. Sie fand es beruhigend, dass mehrere Mitglieder des Personals ebenfalls Flüchtlinge waren. Am meisten freute sie sich darüber, in einem Modegeschäft zu arbeiten.
Am Anfang war es verwirrend, wie oft die Leute sie aufgrund ihres Aussehens auf Japanisch ansprachen. Sie redeten in einem Tempo, als hätten sie eine Muttersprachlerin vor sich, aber manchmal konnte sie nicht folgen. „Entschuldigung, könnten Sie das bitte wiederholen?“, fragte sie, woraufhin die Leute einen Blick auf ihr Namensschild warfen und sagten: „Oh, Sie sind keine Japanerin“, und dann langsamer weitersprachen. Das fühlte sich manchmal frustrierend an, war aber nicht besonders schlimm. Thidar war dankbar, dass die Kund:innen bereit waren, sich ihrem Tempo anzupassen.
Bei ihren ersten Morgenversammlungen konnte sie nur etwa zwanzig Prozent des Gesagten verstehen. Aber wenn sie ihre Kolleg:innen bat, es ihr noch einmal zu erklären, ließ sich der Sinn erfassen. Alles konnte durch Nachfragen geklärt werden. Das war eine Offenbarung.
Sie lernte eine Menge dazu. Was es mit der Reduzierung von Plastikmüll auf sich hat, wie wichtig es ist, Kleidung zu recyceln und das, was man noch tragen kann, an Flüchtlinge in der ganzen Welt zu schicken. Die Arbeit in der Ginza-Filiale gab ihr die Möglichkeit, direkt vor Ort zu lernen und Einblicke in die Nachhaltigkeitsprojekte von UNIQLO zu gewinnen.
Zurzeit überlegt Thidar, sich in Japan einbürgern zu lassen. Sie informiert sich täglich über die Nachrichten aus Myanmar, aber die Lage scheint sich nicht zu bessern. Das Personal in der Ginza-Filiale ist freundlich. Es ist eine Arbeit, die sich lohnt. Sie hat sich an das Leben in Japan gewöhnt. Sie hat eine stabile Existenz gefunden. Ihr Traum ist es, eines Tages eine eigene Modeboutique zu eröffnen - ein Traum, der sie antreibt, die Staatsbürgerschaft zu erhalten.

Yuki Koda
Geschäftsführerin, UNIQLO GINZA
Differenzen sind Teil der Erfahrung, aber wir alle geben unser Bestes, die Dinge aus einer positiven Perspektive zu betrachten.
Bei UNIQLO GINZA begrüßen wir regelmäßig Kunden aus über 130 verschiedenen Ländern. Bevor ich in die Ginza-Filiale kam, habe ich als Managerin eines UNIQLO-Geschäfts in New York City selbst in Übersee gearbeitet. In Amerika ist es nicht ungewöhnlich, dass das Personal aus Menschen mit Wurzeln in Südamerika, China, Europa, Asien oder Afrika besteht. Manchmal gibt es ein breites Spektrum an Englischkenntnissen, aber es ist klar, dass jeder sein Bestes gibt, so dass die Sprachbarriere kein großes Problem darstellt. Was mir seit meiner Rückkehr nach Japan aufgefallen ist, ist eine allgemeine Intoleranz gegenüber kleinen Unterschieden. Etwas konstruktive Kritik ist jedoch eine gute Sache. Wenn man die Dinge aus einer positiven Perspektive betrachtet, ist es einfacher, Anpassungen vorzunehmen. So mache ich meine Arbeit.

Takaya Nagai
Amtierender Geschäftsführer, UNIQLO GINZA
Wir schaffen einen globalen Raum, in dem die Nationalität keine Rolle spielt.
Wir haben 320 Mitarbeiter bei UNIQLO GINZA, von denen über 30 % aus dem Ausland kommen. Sie helfen den Kunden jeden Tag auf Japanisch, Englisch und Chinesisch, und je nach Schicht auch auf Koreanisch, Französisch, Russisch, Thai, Mongolisch oder Vietnamesisch. In letzter Zeit verwenden die Kunden Übersetzungs-Apps, was die Sprachbarrieren erheblich senkt. Die Grundlage des Service bei UNIQLO ist „hilf dir selbst“, d.h. die Kunden können sich frei im Geschäft bewegen. Wenn jemand Hilfe braucht, helfen wir ihm zuvorkommend und freundlich. Wir wollen einen globalen Raum schaffen, in dem die Nationalität weder für das Personal noch für die Kunden eine Rolle spielt. Ich denke, dies verleiht unseren Geschäften eine ungezwungene und lockere Atmosphäre, in der sich jeder zu Hause fühlen kann.
Gedanken der UNIQLO GINZA Mitarbeitenden

Kayo (Japan)
Dies ist ein Ort, an dem ich spüren kann, dass ich wachse. Selbst im siebten Monat der Schwangerschaft konnte ich hier meine Arbeit machen.

Gerald (Philippinen)
Jeden Tag habe ich die Möglichkeit, meine Sprachkenntnisse in Englisch und Filipino zu trainieren. So macht die Arbeit Spaß.

Natalia (Russland)
Vor etwa einem Jahr wechselte ich von einem Geschäft in Shinjuku zu UNIQLO GINZA. Ich mag es, Menschen aus der ganzen Welt zu treffen.

Ayaka (Japan)
Was diese Arbeit so bedeutsam für mich macht, ist, mit Menschen unterschiedlicher Herkunft zu kommunizieren und ihnen zu helfen.

Sasitorn (Thailand)
Wenn ich höre, dass jemand Thai spricht, sage ich „Hallo“. Das ist ein Job mit viel Wachstumspotenzial.

Lin (China)
Ich habe drei Kinder. Es ist nicht leicht, gleichzeitig zu arbeiten und Kinder großzuziehen, aber ich stelle mich der Herausforderung. Ich möchte den Verkaufsraum zum Glänzen bringen.

Yuiko (Japan)
Es macht Spaß, ein Umfeld mitzugestalten, das nicht nur für die Kundschaft, sondern auch für die Kollegschaft positiv ist.

Das Team besteht aus einem Geschäftsleiter, Schulungspersonal, Mitarbeitenden mit langjähriger Erfahrung im Geschäft und RISE-Mitarbeiter:innen - viele verschiedene Rollen, die alle auf das gleiche Ziel hinarbeiten.
UNIQLO GINZA
Adresse: |
1F-12F, Ginza Komatsu East Wing, 6-9-5 Ginza, Chuo-ku, Tokyo |
---|---|
Öffnungszeiten: |
11.00 Uhr - 21.00 Uhr |
Kollektionen: |
Damen, Herren, Kinder, Babys, Umstandsmode |
Anfahrt: |
Man nimmt am besten die Tokyo Metro Ginza Line bis Ginza und benutzt den Ausgang A2. Von da aus sind es 4 Minuten zu Fuß. |

Die Menschenwürde bewahren, miteinander gehen und einander helfen.
Ayaki Ito
UNHCR-Vertreter für Japan

Das UNHCR (das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen) wurde geschaffen, um den Menschen zu helfen, die vor den Verwüstungen des Zweiten Weltkriegs in Europa geflohen waren. In den sieben Jahrzehnten seit der Gründung hat sich die weltweite Flüchtlingssituation erheblich verändert. Die Zahl der Menschen, die aufgrund von Konflikten, Verfolgung, Gewalt oder Menschenrechtsverletzungen gezwungen sind, aus ihrer Heimat zu fliehen, hat inzwischen weltweit 110 Millionen erreicht.
In den Ländern, die Flüchtlinge aufnehmen, wird immer wieder hinterfragt, ob man ihnen großzügig begegnen solle. Selbst Länder, die in der Vergangenheit eine wichtige Quelle emotionaler und materieller Unterstützung für die Flüchtlinge waren, haben in den letzten Jahren Schwierigkeiten, ausreichende Hilfe zu leisten. Im einundzwanzigsten Jahrhundert haben wir auch eine Verschiebung weg von der multilateralen internationalen Zusammenarbeit hin zu einem nach innen gerichteten Unilateralismus erlebt. Heute hören wir häufig von der Sorge und Angst, dass Flüchtlinge innenpolitische Spannungen und Spaltungen hervorrufen könnten.
Ich kann mir vorstellen, dass viele Menschen in Japan, wenn sie das Wort „Flüchtling“ hören, immer noch Mitleid mit ihnen haben, aber denken, dass sie nichts tun können und das Problem als unüberwindbar ansehen. Wenn die Menschen außerdem Wörter wie „Bürgerkrieg“ und „Politik“ hören, denken sie vielleicht, dass es besser ist, sich von dem Thema fernzuhalten.
Das Nachkriegs-Japan hat nie eine bürgerkriegsähnliche Situation erlebt. Und doch kann sich jeder Mensch in Japan vorstellen, dass er durch eine Naturkatastrophe, z. B. ein schweres Erdbeben, plötzlich sein Zuhause verliert und nach der Evakuierung in widrigen Umständen leben muss.
In diesem Sinne sind Flüchtlinge gar nicht so anders. Sie sind Menschen, die ein normales Leben hatten, aber plötzlich dessen beraubt wurden und gezwungen waren, aus ihrer Heimat zu fliehen. Wenn wir uns auf diese Weise in ihre Lage versetzen, können wir ihre Notlage besser verstehen.

Als humanitäre Organisation leistet das UNHCR Soforthilfe für Vertriebene in Ländern, die von Konflikten betroffen sind, oder in den Nachbarländern, in die sie fliehen.
Aber das ist nicht die Lösung für alle Probleme. In Situationen, in denen Menschen nicht in ihre Heimat zurückkehren können oder in denen sie ein neues Leben an einem Ort mit einer anderen Sprache und Kultur beginnen wollen, müssen die nationalen und lokalen Regierungen mit erfahrenen Organisationen zusammenarbeiten, um Strategien zu entwickeln, die sie in die Gesellschaft aufnehmen. Andernfalls werden die Flüchtlinge schnell isoliert und sind nicht mehr in der Lage, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Wenn sie nicht sowohl von der Regierung des Aufnahmelandes als auch von der Gesellschaft als Ganzes unterstützt werden, werden Flüchtlinge keine stabile Zukunft haben.
Ich habe großes Vertrauen in die Macht des Privatsektors. Ich hoffe, dass mehr Unternehmen dem Beispiel des RISE-Programms (Refugee Inclusion Supporting and Empowerment) von UNIQLO folgen können, das Flüchtlingen hilft, auf eigenen Füßen zu stehen. Das Programm schafft die Grundlage dafür, dass Flüchtlinge die Sprache, die Kultur und die Gebräuche erlernen, die für ein unabhängiges Leben erforderlich sind, und sich aktiv an der Verbesserung der örtlichen Gemeinschaft als beitragende Mitglieder der Gesellschaft beteiligen können. Die Vertiefung des gegenseitigen Verständnisses und die Förderung des Miteinanders werden weitaus größere positive Auswirkungen haben, als wir uns vorstellen können.
Wenn Flüchtlinge erst einmal arbeiten und einen Platz in der Gesellschaft gefunden haben, wird das Wort „Flüchtling“ zu einem unnötigen Erkennungszeichen. Um die Menschenwürde zu wahren, müssen wir einander unterstützen und einander zur Seite stehen. Indem wir den geflohenen Menschen helfen, ihre Fähigkeiten voll zu entfalten, tragen wir zur Bereicherung unserer eigenen Gesellschaft bei.
Um uns zu verbessern und eine nachhaltige Gesellschaft zu schaffen, müssen wir eine Gemeinschaft aufbauen, die Flüchtlinge willkommen heißt. Ich hoffe sehr, dass alle dabei helfen werden.
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